Wer hätt's gedacht
BELLE:
Er ist so nett
und beinah fein,
doch er war grob
und er war schlecht
und sehr gemein.
Jetzt ist er lieb,
ganz schüchtern gar,
ich wund're mich,
daß ich das vorher
nicht so sah.
BIEST:
Sie sah mich an,
was ist das nur?
Und Angst hat sie
vor meiner Tatze
keine Spur.
Es kann nicht sein,
wie sonderbar,
sie sah mich an,
wie's vorher
sicher nie so war.
BELLE:
Nun blick ich
ganz erstaunt drein,
wer hätt je gedacht,
daß dies geschah?
Wie kann er
so charmant sein?
Da ist etwas in ihm,
das ich vorher
nicht so sah.
LUMIÈRE:
Wer hätt's gedacht?!
MADAME POTTINE:
Oh, Gott sei Dank!
VON UNRUH:
Ich find es fein.
MADAME POTTINE:
Nach all dem Zank!
LUMIÈRE:
Wer hätt gedacht,
daß sie sich finden
ganz allein?
MADAME POTTINE:
Es ist ein Wunder!
MADAME POTTINE, LUMIÈRE, VON UNRUH:
Warte ab, vielleicht sogar,
zeigt sich schon bald hier was,
was vorher nicht so war!
VON UNRUH:
Vielleicht ist etwas da,
was vorher nicht so war.
TASSILO:
Was?
MADAME POTTINE:
Vielleicht entsteht nun was,
was vorher nicht so war.
Mensch wieder sein
LUMIÈRE:
Wieder kochen am Herd
bin als Mann etwas wert,
eine Mademoiselle
in jedem Arm.
Wieder Menschen zu sein,
endlich Menschen zu sein,
blinkend, blitzend und
strahlend vor Charme.
Kavalier wird ich sein,
schick flanieren zu zwei'n.
MADAME POTTINE:
Und dann schlagen
die Gatten Alarm!
TASSILO:
Ich hoff'
bald darf ich
Mensch wieder sein.
MME KOMMODE, MME POTTINE, BABETTE:
Wieder Menschen zu sein,
endlich Menschen zu sein!
Sind dann "Krims Krams"
und "Dinge" nicht mehr!
TASSILO:
Kleiner Schubs,
kleiner Hieb, und dann,
schwups, habt euch lieb!
MADAME KOMMODE:
Ach Chérie, weicher Samt
muß dann her!
Schmink die Lippen mir
fein.
Wird nie dick wieder sein,
und durch Türen geh'n
fällt dann nicht schwer.
Ich besitz ein Parfum,
volles Haar, weichen Teint,
und ich fleh':
Könnt ich Mensch
wieder sein.
VON UNRUH:
Wieder Menschen zu sein,
endlich Menschen zu sein,
so macht Leben für mich
wieder Sinn.
Ich spul ab mich zur Ruh.
LUMIÈRE:
Seltsam: geben sie's zu?!
VON UNRUH:
So versp-p-p-pannt,
wie ich bin.
Sitz zu Haus an der See,
trink in Ruh meinen Tee.
Und die Frühpension
ich dann beginn'.
Fern von Narren aus Wachs,
bin entspannt ohne Flachs,
und zwar stracks!
ALLE:
Könnt ich
Mensch wieder sein.
So fegt den Staub
schnell hinaus, laßt ein
des Lichts klaren Schein,
denn mir sagt mein
Verstand,
daß der Zauber gebannt
bald schon sein wird.
LUMIÈRE:
Poliert den Stahl
hier im Haus.
BABETTE:
Wacht auf ihr Besen,
macht rein!
ALLE:
Packt mit an,
Hand in Hand,
daß der Tag wie geplant
bald schon sein wird.
MADAME POTTINE, EIERUHR, BLUMENVASE:
Öffnet die Läden,
denn Luft soll herein.
MADAME POTTINE:
Das bleibt hier,
und das
dort kommt hinein.
ALLE:
Schluß mit der Zeit,
voll Tränen und Leid
und laßt sie vergeh'n.
Wieder Menschen zu sein,
endlich Menschen zu sein,
wenn das Mädchen
uns endlich befreit!
Unsre Wangen erglüh'n,
denn nun werden wir kühn,
und zurück kehrt für uns
Lebensfreud.
Wird sich lösen der Bann,
fängt das Leben erst an,
und wir beten daß bald
kommt die Zeit.
Wir geh'n aufrecht,
entstaubt,
mit erhobenem Haupt,
denn wir sind wie vorher.
Dank sein ihm, dank sei ihr,
die sich nähern und nähern
und nähern und nähern
und nähern und nähern
und...
Ja wir tanzen zu zwei'n,
und wir dreh'n uns allein,
und wir wirbeln herum
mit Geschrei.
Wieder Menschen zu sein,
endlich Menschen zu sein!
Nur noch Walzer für uns,
eins, zwei, drei!
Und wir schweben zum Schein,
und wir gleiten in Reih'n. Steppen,
schreiten,
das steht jedem frei.
Wie's beim echten
Menschen wär,
wäre ich wie vorher.
Denn wir sind auserkor'n,
wenn wir wiedergebor'n,
endlich alle hier
Menschen zu sein!
Maison des Lunes
GASTON:
Es kann sein,
daß sie verschmäht mich
und umsonst
sind meine Müh'n,
denn das hübsche Ding,
das wehrt sich,
will nicht für mich glüh'n.
Ja dann wird's bald Zeit
für 'nen finstren Plan.
Für den brauch ich
'nen finstren Mann.
LEFOU:
Wo trifft man den...
GASTON, LEFOU:
... wohl sicher an?
... im Maison des Lunes!
GASTON:
Für die Kleine
setzt ich viel ein,
meinen Geist ließ ich
versprüh'n,
für das Herz
ich pflanzte Blümlein
in frischestem Grün.
Doch mit Erstaunen
hör ich dann,
daß sie mich
gar nicht will zum Mann!
LEFOU:
Drauf fängt er neu
zu denken an...
GASTON, LEFOU:
... ans Maison des Lunes!
M'SIEUR D'ARQUE:
Glaubet nicht, daß hier
ein Stümper steht,
doch weiß ich nicht,
wie solch ein Ding
man dreht.
Ich sperre Leute ein,
doch Ehen
bahn' ich nicht an.
Ganz und gar gemein
und abscheulich,
das bin ich.
LEFOU:
Los, sprich!
GASTON:
Sperrt den Alten
in den Turm ein,
nehmt zum Vorwand
seinen Spleen,
denn dann wird sie
ganz gehorsam.
LEFOU:
Und sich sehr bemüh'n.
GASTON:
Durch ihn
erringen wir die Belle,
als Irren weist ihn ein
ganz schnell.
LEFOU:
Und husch!
Ab in die Gummizell'!
M'SIEUR D'ARQUE, LEFOU:
Ins Maison des Lunes!
GASTON:
Ist euch, was ich will,
auch absolut klar?
M'SIEUR D'ARQUE:
Läuft für mich
doch alles wieder wunderbar!
GASTON:
Sperrt Maurice nur ein,
und bald schon wird sie hier sein
und ganz ramponiert.
Sie kapituliert vor mir.
M'SIEUR D'ARQUE:
Oh ja, der Insass ist,
so dünkt mich,...
LEFOU:
... schon ganz rasend.
GASTON:
Fesselt ihn!
M'SIEUR D'ARQUE:
Doch ihr seid trotzdem
pünktlich,
sonst wird er noch kühn!
LEFOU, M'SIEUR D'ARQUE:
Ja, ledig bist du
nicht mehr lang.
GASTON:
Ich heirat sie!
LEFOU:
Das wär doch ihr Tod,
zu sehn, daß Papi...
M'SIEUR D'ARQUE:
... ist in Not und vor Angst
schon ganz grün...
GASTON, LEFOU, M'SIEUR D'ARQUE:
Erhebt das Glas
und stoßt drauf an,
auf das Maison des Lunes!
Die Schöne und das Biest
MADAME POTTINE:
Märchen schreibt die Zeit,
immer wieder wahr,
eben kaum gekannt,
dann doch zugewandt,
unerwartet klar.
Wandel nur zu zweit,
eh es sich verschließt,
erst war beiden bang,
dann ganz ohne Zwang,
die Schöne und das Biest.
Ewig wie die Zeit,
ewig und beredt,
ewig altbekannt,
ewig imposant,
wie die Sonn' aufgeht.
Märchen schreibt die Zeit,
es ist ein altes Lied,
bittersüß verwirrt,
einseh'n, daß man irrt,
und auch mal vergibt.
Wie das Licht der Sonn'
strahlend sich ergießt.
Märchen schreibt die Zeit
in des Dichters Kleid,
die Schöne und das Biest.
Märchen schreibt die Zeit
in des Dichters Kleid,
die Schöne und das Biest.
Wie kann ich sie lieben (Reprise)
BIEST:
Kein Bann überwunden.
Kein Wort je gefunden.
Nur Rettung ich fänd'
in ihrer Liebe!
Was hab ich erträumt mir,
was alles versäumt hier.
Nun bin ich verdammt.
Mir bleibt nur Einsamkeit.
Und für alle Zeit, stehe ich bereit,
daß der Tod mich dann befreit!
Tod dem Biest
EIN MANN:
Sicher macht uns
nur sein Tod!
EIN ANDERER MANN:
Es verfolgt uns
in der Nacht.
EINE FRAU:
Unsre Kinder will es fressen,
wenn sein Appetit entfacht!
M'SIEUR D'ARQUE:
Es verwüstet
unser Städtchen,
bietet Einhalt seiner Gier!
GASTON:
Es wir Zeit für uns
zu handeln,
Männer kommt schon.
Folget mir!
Durch die Nacht,
durch den Wald,
durch das Dunkel
und die Schatten.
Welch ein Alptraum,
jeder Nerv ist angespannt.
Ein Gebet! Vor uns steht
schon die Brücke eines
Schlosses,
und darin ist etwas
Schreckliches verbannt!
Ja, ein Biest.
Jeder Zahn eine Waffe!
Mächtige Klau'n,
Mörderkrall'n hat das Biest!
Hört es brüll'n,
hört es schrei'n.
Doch wir kehren erst heim,
wenn es tot!
Mausetot!
Tod dem Biest!
ALLE MÄNNER:
Licht heran!
Zäumet an!
GASTON:
Zeigt mir, daß ihr
keine Ängste kennt!
ALLE MÄNNER:
Wir schwör'n auf dich,
Gaston. Geh du voran!
ALLE FRAUEN:
Durch die Nacht,
durch den Wald,
wo in dem verwunsch'nen
Schlosses etwas lauert,
was wir vorher niemals
sah'n.
ALLE, LEFOU:
So ein Biest,
ja so groß wie ein Felsen.
Ruhe nicht,
bis du's tot vor dir siehst.
Los, voran, nehmt das Beil,
nehmt das Schwert,
nehmt den Pfeil!
Lobet Gott!
Er bringt uns Heil!
ALLE MÄNNER:
Uns erfüllt nur mit Haß
alles Fremde wie dies
Monster,
das das Blut uns
in den Adern stocken ließ!
Nehmt den Dolch,
schützt den Leib,
eure Kinder, euer Weib...
ALLE:
... und euer Städtchen
in dem Streit!
Ja, Tod dem Biest!
Banner hoch, voller Mut,
werfen wir uns ohne Angst
in das Gefecht, und die Gefahr
uns nicht verdrießt.
ALLE MÄNNER:
Fahne hoch, singt das Lied.
50 Mann in Reih' und Glied.
Wir sind versiert
auf dem Gebiet!
ALLE:
Los, Tod dem Biest!
Tod dem Biest!
Tod dem Biest!
Tod dem Biest!
Zuhaus (Reprise)
BELLE:
Ein Zuhaus
haben wir
endlich hier
für immer.
Glaube mir,
denn du weißt,
ich bin für dich da.
Wie ich sah,
gibt es eins nur,
was zählt, bei allem,
was auch geschah:
Da, wo mein Herz
zuhaus ist,
will ich für immer sein.
Bin zuhaus nur bei dir,
bleib bei...
Die Schöne und das Biest (Reprise)
PRINZ:
Belle, sieh mich bitte an!
Erkennst du nicht
den Mann,
der in dem Biest,
vor dir so lang verborgen?
BELLE, PRINZ:
Zwei Leben sich finden,
zwei Herzen sich binden,
ein Zauber, ein Traum,
endlich erfüllt sich.
BELLE, PRINZ, ALLE:
Ich lieb' dich!
ALLE:
Wie das Licht der Sonn'
strahlend sich ergießt.
Märchen schreibt die Zeit
in des Dichters Kleid,
die Schöne und das Biest.
Märchen schreibt die Zeit
in des Dichters Kleid,
die Schöne und das Biest!